Phillip sagt, ich sei gar kein Atheist, sondern eher ein Zweifler. Und er sagt, das sei per se zwar nicht schlecht, mit Blick auf den Glauben könne das aber ungünstig sein und deshalb solle ich doch, wie von Blaise Pascal vorgeschlagen, einfach mal wetten, dass es Gott gibt. Denn wenn ich mich für den Glauben entscheiden würde – ganz gleich ob ich wirklich glaube oder nicht – könne ich alles gewinnen, aber nichts verlieren. Wenn ich mich allerdings dafür entscheiden würde nicht zu glauben, könne ich alles verlieren, aber nichts gewinnen. Wenn also der Ungläubige recht hätte, dann wäre mit dem Tod eben Schluss. Hätte er aber Unrecht, dann hätte er immerhin die ewige Seeligkeit verspielt. Und außerdem könne ich ja erstmal für drei Monate wetten und dann weiterschauen.
Ich mag Phillips Pragmatismus.
Eine Entscheidung nur deshalb zu treffen, weil sie klug scheint, wäre natürlich möglich, aber kann der Ungläubige plötzlich glauben, nur weil er dabei nichts zu verlieren hat?
Kategorie: Erfahrungen
Klar, Kinder haben ist etwas ganz besonderes, weiß ja jeder. Und wenn diese Kinder dann anfangen einen zu imitieren, dann ist das wirklich rührend.
Erst plappern sie Worte nach, dann wiederholen sie Gesten und irgendwann wählen Sie dann auch Latein, ganz gleich wie sehr man ihnen davon abgeraten hat.
Als der Kleine mich dann aber fragte, ob er auch mal mit einer meiner alten Kameras einen Film belichten dürfe, da war das irgendwie besonders besonders.
The best things in life are analog.
Früher waren wir Weihnachten fast immer in Südtirol. Den Christbaum haben wir auf dem Autodach mitgenommen. Erst die A7 runter bis Nesselwang, dann über Lermoos zum Fernpass und schließlich über Brenner und Reschenpass Richtung Schüttelbrot und Brettlspeck.
Spätestens hinter Heilbronn wurde vorne links dann die erste Reval angemacht und meist kurz vor Ulm hinten rechts zum ersten Mal in die Plastiktüte gekotzt.
Die letzten Kilometer mussten wir Kinder dann oft draußen auf dem Kofferraum sitzen, damit genug Gewicht auf die Hinterachse kam. Der alte Herr steuerte dann ganz lässig den Berg hoch und lachte sich mit heruntergekurbeltem Fenster über die hängengebliebenen Winter-Amateure aus Holland schlapp.
Heute sind wir Weihnachten fast immer zu Hause. Hauptsächlich deshalb, weil die Hälfte von uns Skiurlaub scheiße findet, aber auch, weil wir Weihnachten ja schon immer zuhause gefeiert haben.
So ist das eben mit Traditionen.
Und ich kaufe dann jedes Jahr einen Panettone, vermisse früher und freue mich über heute.
Aleksan saß in der Grundschule irgendwo hinter mir. Als wir in der zweiten oder dritten Klasse bei ihm Kindergeburtstag gefeiert haben, gab es erst Börek und dann einen Zombiefilm auf dem neuen Video-2000-System.
Später handelte Aleksan irgendwann mit komisch riechenden Lederjacken, die er aus dem Kofferraum seines Autos raus zu Freundschaftspreisen anbot.
Aleksans kleine Schwester schaute damals auch mit, nur sein alter Herr las lieber die Hürriyet.
Immer wieder der selbe Weg. Apple Health sagt, dass ich muss und die Kamera sagt, dass ich soll. Und irgendwann scheinen sich die Dinge dann plötzlich verändert zu haben. Dann zeigen sich Details, die sich nie zuvor gezeigt haben – obwohl sie schon immer da waren. Als hätten sie in unendlicher Geduld auf den richtigen Moment gewartet.
Ich dachte ja immer, Geduld sei nur was für Idioten – aber vielleicht war ja ich der Idiot.
Ich habe Höhenangst. Ziemlich lustig, wenn man bedenkt, dass ich eine Pilotenlizenz habe. Ist es aber nicht. Für mich jedenfalls. Im Flugzeug ist das interessanterweise auch gar kein Problem. Es ist so, dass ich in geschlossenen Umgebungen ohne Bodenverbindung niemals Angst habe. In geschlossenen Umgebungen mit Bodenverbindung aber schon. Offene Umgebungen mit Bodenverbindung sind aber wieder kein Problem und offene Umgebungen ohne Bodenverbindung sind quasi Dantes Inferno für mich.
Klingt kompliziert? Ist es eigentlich gar nicht: entweder ist alles gut oder ich bin im Arsch.
Als Zehnjährige hat uns Oles Papa The Fog – Nebel des Grauens gezeigt. Seitdem muss ich bei Nebel immer an diesen Film denken – und an meine Angst. Die Angst vor dem Nebel und die Angst davor, dass die anderen entdecken könnten, wieviel Angst ich hatte.
Zwei oder drei Jahre später hat uns Oles Papa dann einen schwedischen Pornofilm gezeigt, der in einem Flugzeug spielte. Dazu gab es selbst gedrehte Zigaretten, an denen wir uns festhalten konnten.